Die Eisenbahnstrecke Paranaguá - Curitiba
Eine Spazierfahrt mit  dem Serra Verde Exppress


Die Strecke
Titelblatt des Infofolders der aufregendsten Eisenbahnstrecke Brasiliens - Der >Serra Verde Express<
Der Höhepunkt einer Reise durch den Süden Brasiliens ist neben dem Besuch der Iguaçu-Wasserfälle die 3 ½-stündige und 110 km lange Fahrt auf der landschaftlich und technisch reizvollen, nostalgischen und abenteuerlichen Bahnstrecke, bei der man durch das Küstengebirge "Serra do Mar" im Bundesstaat Paraná von Curitiba an den Atlantik in die Hafenstadt Paranaguá 900 m Höhenunterschied und viele Spitzkehren und schwindelerregende Viadukte überwindet. Die Strecke ist einspurig und da sie viel befahren ist, gibt es viele Ausweichbuchten entlang der Strecke, an denen man abwärts fahrend entgegenkommende Züge vorbei lässt.


Wie die meisten brasilianischen Strecken dient auch diese Strecke fast ausschließlich dem Gütertransport - und zwar dem Transport von Soja an die Küste und dem von Öl in die andere Richtung. Über Paranaguá laufen ein Viertel der brasilianischen Agrarexporte und ein großer Teil der Transporte an die Küste läuft über die Schiene.


Personenzüge dienen auf dieser Strecke fast ausschließlich dem Tourismus. Die Einheimischen fahren billiger und komfortabler mit dem Bus an die Küste und das Bahn fahren wird den Eisenbahnenthusiasten überlassen, die unterwegs zahlreiche atemberaubend schöne Ausblicke tiefe Canyons mit tropischem Urwald und auf üppig bewaldete Hügel genießen können.



Die Stationen auf dem Weg von Curitiba durch den Atlantischen Regenwald bis an die Atlantikküste

Station   Distanz (km) Höhe (m)
Curitiba 110,12 934,60
Pinhais 102,08  885,87
Piraquara  87,35  898,07
Roça Nova  80,50  952,03
Banhado  74,40  858,46
Véu da Noiva  66,72  683,66
Marumbi  59,79  485,09
Eng. Lange  55,87  376,41
Porto de Cima  50,60  233,40
Morretes  40,90  10,50
Saquarema  23,94  5,96
Alexandra  16,18 11,66
Paranaguá  0  6,44


Die Fahrt

Man kann bei der Fahrt zwischen mehreren Möglichkeiten wählen: Der preisgünstige Convencional, gezogen von G22U Diesellokomotiven, die unter GM-Lizenz in Spanien von Macosa (heute Alstom Valencia) gebaut und 1971 ausgeliefert wurden, hat drei unterschiedliche Klassen und fährt morgens um 8 Uhr als erstes vom Bahnhof Curitiba ab. Er hält einmal in Marumbi, wo man talwärts auf der rechten Seite den 1.547 m hohen Pico do Marumbi sehen kann und ein zweites Mal in der 23.000 Einwohner zählenden Stadt Morretes, die 1721 gegründet wurde und wo man von fliegenden Händlern allerlei Spezialitäten der Region aus Bananen (Bananenschnaps, Bananenchips, Bananenmarmelade, Bananensüßigkeit, ...) kaufen kann, bevor es durch die Ebene nach Paranaguá weitergeht.

Der Litorina, ein in den USA von der „Budd Company“ für Ausflüge konstruierter und in den 60er ausgelieferter, vollklimatisierter Dieseltriebwagen, startet um 9:00 Uhr und macht unterwegs sogar noch einen speziellen Fotostopp. Der Litorina ist teurer, hat Getränkeservice und Stewardessen, aber einen ganz entscheidenden Nachteil: Die Fenster lassen sich nicht öffnen und man muss während der Fahrt auf die vielen spannenden streckennahen Ausblicke verzichten.


Strecke und rollendes Material war viele Jahrzehnte sehr stark vernachlässigt worden und Lokomotiven, Waggons und Gleise befanden sich lange in einem weitgehend kritischen Zustand. Erst mit dem Verkauf an die ALL (América Latina Logística) wurde 1999 wieder mit der Erhaltung und Modernisierung begonnen und man war besonders stolz auf einen seit der Eröffnungsfahrt am 2. Februar 1885 fast 120 Jahre unfallfreien Betrieb der Bahn. Trotzdem stürzten wegen eines defekter Güterwagens am 19. Juli 2004 am „Ponte de São João“ 35 der 45 Güterwagen eines mit 1.750 Tonnen Soja beladenen Zuges 55 Meter tief in eine Schlucht.

Höhepunkte der Strecke auf alten Fotos / Postkarten:

Ponte de São João
Die São João Brücke ist eine beeindruckende Stahlkonstruktion, die mit 113 m Spannweite .
Die vorgefertigten Sektionen der Brücke kamen damals übrigens aus Belgien.



Das Carvalho Viadukt 
Gestützt auf 5 Pfeiler aus Mauerwerk, die sich an den Felsabhang schmiegen und 12 bis 16 Meter Spannweite haben, ist das Carvalho Viadukt die atemberaubendste Stelle der Strecke.
Als Passagier sieht man von dem Viadukt nichts. Man sieht nur den senkrechten Abgrund, der einem den Eindruck vermittelt, der Zug schwebe frei in der Luft.
Benannt wurde das Viadukt nach dem damaligen Präsidenten der Provinz Paraná, Carlos de Carvalho.